Hotelsternvergabe - Der neue Hotelstern-Katalog
Credit: © dragan-mihajlovic-jpg

Hotelsternvergabe - Der neue Hotelstern-Katalog

Sind neue Anforderungen schlecht für die Nachhaltigkeit?

kk
kk
19 décembre 2024

Die Sterne, die an einem Hotel prangen, sagen uns Gästen, welchen Komfort und welchen Standard wir zu erwarten haben. Damit man einen gerechten und gleiche Vergabe sichern kann, gibt es einen umfangreichen Anforderungskatalog, den Hotels erfüllen müssen. Die aktuelle Version für die Jahre 2025 bis 2030 sorgen nun jedoch für Diskussionen. Hoteliers werfen dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) bzw. der europäischen Hotelstars Union vor, damit die Nachhaltigkeit zu unterlaufen. Was ist dran und welche neuen  Kriterien gibt es?

 

Neuer Hotelstern-Katalog

Im Rhythmus von fünf Jahren werden die Hotelsterne-Kriterien der 21 Mitgliederländer der europäischen Hotelstars Union aktualisiert und die neuen Kriterien sorgen für Unmut bei den Hoteliers, die finden, dass dadurch verschwenderisches Handeln erzwungen wird anstatt ökologische Maßnahmen zu belohnen. Wie viele Sterne ein Hotel letztendlich bekommt, , ergibt sich aus einer Kombination aus der Erfüllung von Mindestkriterien und erreichten Punkten. An erster Stelle der relevanten Anforderung steht weiterhin Komfort und Qualität eines Hotels, nachhaltige Konzepte rücken eher in die „nice-to-have“-Kategorie. Insgesamt weist der Katalog 247 Kriterien auf, hier einige Beispiel aus der aktuellen Version:

 

-          Die tägliche Zimmerreinigung bleibt ab dem ersten Hotelstern ein absolutes Muss

-          Eine E-Ladestation ist nicht verpflichtend, wird allerdings mit 10 Punkten belohnt

-          Neu ist, dass eine Fahrradgarage 3 Punkte bekommt

-          Besteht das Frühstück  aus einem “signifikanten Anteil” regionaler Produkte, bringt das neuerdings 5 Punkte

-          Auch Luxus wird honoriert, denn ein Bellboy und ein Doorman geben jeweils 15 Punkte

-          Bei einem Fünf-Sterne-Hotel sind ein Bademantel und Hausschuhe auf dem Zimmer verpflichtend

-          Ab drei Sternen ist ein Haarfön ein Muss

-          Komfort wird ebenfalls belohnt: Matratzen mit 200 cm Breite oder 220 cm Länge geben 15 Punkte

-          Die Zertifizierung mit einem Nachhaltigkeitslabel (z. B. GreenSign) bringt 20 Punkte ein, egal, welches Level oder welcher unknown nodeGrad erreicht wurde

-          Eine Messung des CO2-Fußabdrucks bringt 10 Punkte

 

 

 

Nachhaltigkeit weiterhin kein Hauptkriterium

 Trotz Klimakrise und trotz dem Wunsch von Reisenden, Nachhaltigkeit in Hotels zu fördern, wird diese im neuen Hotelsterne-Katalog nicht mehr mit Sternen belohnt. Die Erklärung und Rechtfertigung dafür, lautet von Markus Luthe, Geschäftsführer DEHOGA Deutsche Hotelklassifizierung GmbH, so:“ Die Hotelklassifizierung ist als Qualitätsinitiative zu verstehen, die sich auf die Schaffung von Komfort- und Qualitätskategorien fokussiert. Sie ist daher klar von spezialisierten Nachhaltigkeitslabeln abzugrenzen, die sich auf andere Aspekte konzentrieren“.

Man habe dem gestiegenen Bewusstsein der Gäste für nachhaltiges Reisen durchaus darin Rechnung getragen, aber die Hotelsterne seien eben kein Nachhaltigkeitslabel und auch keinerlei Ersatz dafür. Der Hauptfokus bei der Klassifizierung liegen auf Menschen, die Wert auf Qualität und Komfort legen – diese können sich an den jeweils vergebenen Sternen orientieren.

Kritiker finden, man hätte dies verbinden müssen, denn laut einer aktuellen Studie der Online-Buchungsplattform Booking.com an 27.000 Reisende aus 33 Ländern, sprachen sich über die Hälfte – 53 Prozent nämlich – für ein Hotel aus, das Bequemlichkeit mit Nachhaltigkeit verbindet. Gerade die junge Generation sei weniger an Sternen als an Authentizität, Ehrlichkeit und Umweltschutz interessiert. Nur mit Nachhaltigkeit bleibt die Hotelbranche zukunftsfähig, sind sich Experten sicher.

 

 Streitpunkt: Tägliche Zimmerreinigung

 Ein Pflichtpunkt für die Sternevergabe (bereits ab dem ersten Stern) ist die tägliche Zimmerreinigung, die ökologisch eigentlich kaum mehr vertretbar ist. Diese tägliche Reinigung halten viele Hoteliers jedoch nicht nur für unnötig, sondern auch für ökologischen Schwachsinn. Denn bei der Größenordnung von Hotels fällt der Verbrauch an Strom, Wasser und (chemischen) Reinigern für eine tägliche Zimmerreinigung natürlich massiv ins Gewicht.

Als 2019 beispielsweise die Berliner Kette A&O mit ihren (damals) 39 Häusern dazu überging, dass ihre Gäste mittels der so genannten Opt-Out-Möglichkeit auf die tägliche Reinigung freiwillig verzichten können, konnten in nur zwei Monaten 10.000 Reinigungen eingespart werden. Laut A&O bedeutete dies: 75.000 Liter Wasser, 708 kWh Strom und 20.000 Plastik-Müllbeutel allein durch eine für die Gäste freiwillige Regelung Aber auch diese Opt-Out-Möglichkeit will die DEHOGA nicht, sie argumentiert mit hygienischen Standards, die nur durch eine tägliche Zimmerreinigung gewährleistet würde.

Und für die Hotelstars Union ist die tägliche Reinigung “essenzieller Bestandsteil des Serviceangebotes” und eines der Hauptunterscheidungsmerkmale zur Privatzimmervermietung. Auch eine Opt-In-Option, bei der die Gäste ausdrücklich verlangen müssen, dass ihre Zimmer sauber gemacht werden, wurde abgelehnt. Ben Förtsch, Inhaber des Hotels Luise in Erlangen, die eine solche Lösung anbieten wollten, kann diese ablehnende Haltung nicht verstehen: “Warum diese Hygiene, Sicherheit und Sauberkeit nicht gegeben seien, wenn der Gast aktiv eine Reinigung wünscht, anstatt sie aktiv ablehnen zu müssen (...) erschließt sich mir persönlich nicht“.

Und so bleibt den Hotels nur, die Gäste darauf aufmerksam zu machen, z.B. auf das tägliche Handtuchwaschen zu verzichten.