Wien: Schon mal in den Grätzeln geschlendert?
Hier schlägt das Herz der österreichischen Hauptstadt
Wieder einmal ist Wien zur lebenswertesten Stadt Europas gekürt worden und das liegt auch an dem besonderen Lebensgefühl, das dort zu spüren ist: Vor allem in den Grätzeln schlägt das Herz der österreichischen Hauptstadt.
Grätzel lässt sich nicht so einfach mit Kiez oder Viertel übersetzen, denn diese kleinen Teile von Wohnbezirken in der Stadt, sind eine ganz spezielle Melange aus den Menschen, die dort leben plus der besonderen Architektur dort und den kulinarischen Angeboten. Hier hat das legendäre leiwande Lebensgefühl der Wienerinnen und Wiener seinen Ursprung. Abstammend von veralteten Wort „gereiz“, was soviel wie „Umkreis“ bedeutet, beschreibt es eine kleine Einheit bestehend aus mehreren Gassen.
Wo sind diese kleinen Universen? Auch der berühmte Vergnügungspark Prater ist beispielsweise ein eigenes Grätzel, aber oft sind es jedoch Märkte wie der Karmelitermarkt im gleichnamigen Grätzel, die das eigentliche Herzstück sind. Einige Grätzel sind historisch gewachsen wie das französisch inspirierte Servitenviertel. Andere haben gerade einen wandel durchlaufen, so wie das einst vom Rotlichtmilieu beherrschte, inzwischen aufslebende Stuwerviertel. Und manche entstehen sogar erst gerade – wie die Seestadt. Sucht man nach dem wohl trendigsten Grätzel, landet man wahrscheinlich im Freihausviertel, nur ein paar Gehminuten vom innerstädtischen U-Bahnknoten Karlsplatz und vom Naschmarkt entfernt und voller klassischer Wirtshäuser, lässigen Bars und tollen Second-Hand-Shoppinggelegenheiten.
Märkte sind oft das Zentrum eines Grätzels und schon dem Geheimtipp-Status entwachsen ist der Meidlinger Markt: Er befindet sich im zwölften, dem Arbeiterbezirk, und hat ein urwienerisches Flair zu bietet sowie eine ausgezeichnete Qualität bei den angebotenen Waren, die oft regionalen Ursprungs sind. Und ursprünglich sind auch die Menschen in den Grätzeln, deren unglaubliche Vielfalt man neben den üblichen Sehenswürdigkeiten wie Stephansdom oder Hofburg unbedingt als Besucherin oder Besucher erkunden sollte – und man wird sehen, trotz des Images der Wiener als „Grantler“ ist man hier dann Nac Nachbar auf Zeit und nicht einfach nur Gast!