Mehr Tempo beim Surfen auf See
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Mehr Tempo beim Surfen auf See

Starlink-Satelliten sorgen für schnelles Internet auf Kreuzfahrten

kk
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19. Dezember 2024

Was ist Starlink überhaupt?

Starlink gehört zu dem US-Raumfahrtunternehmen SpaceX von Unternehmer und Milliardär Elon Musk und ist ein betriebenes Satellitennetzwerk, das seit dem 2020 Internetzugang bietet, seit 2023 weltweit. Damit ist Starlink die weltweit erste und größte Satellitenkonstellation, die eine niedrige Erdumlaufbahn nutzt, um Breitband-Internet zu liefern.

Durchschnittlich erreicht Starlink in Tests rund 140 Megabit pro Sekunde – das ist deutlich mehr als bei manchen DSL- oder Kabelverbindungen. Kritik an Starlink gibt es aber durchaus auch: Dazu gehört die mögliche Anhäufung von Weltraumschrott, mögliche Kollisionsrisiken und die Störung des Nachthimmels. Jüngst sorgte zudem ein Sonnenstrum für Totalausfälle beim Starlink-Internet.

 

Schnelleres Surfen auf hoher See?

Bislang waren Kreuzfahrtpassagiere auf teure Bordnetz-Pakete angewiesen oder sie tappten in Roaming-Kostenfallen für einen Internetzugang, der zudem sehr langsam war. Nun soll Starlink für schnelles Surfen auf hoher See sorgen, aber günstig wird das wohl auch nicht. Allerdings haben fast alle Reedereien auf diese Technik umgerüstet, allen voran der Riese Aida Cruises, die hier vom „bestmöglich verfügbaren“ Internet-Erlebnis auf See schwärmen. Aber ist das mehr Marketing als Machbarkeit?

Sollten die Reedereien Starlink in der vollen Geschwindigkeit durchlassen, dürfte es sich durchaus wie das Internet zu Hause anfühlen, so der Kreuzfahrt-Fachjournalist Franz Neumeier. In der Theorie heißt das: Starlink kann bis zu 200 Mbit/s anbieten, doch dies hängt immer von der Satellitenverfügbarkeit ab. Die kürzere Distanz zur Erde und die schiere Menge an Satelliten sorgen bei solchen Internet-Diensten für ein hohes Verbindungstempo, geringere Signalverzögerung, die so genannte Latenz sowie eine hohe Abdeckung. Die geringere Latenz mache sich vor allem bei Internettelefonie – etwa über Messenger – bemerkbar, denn hier entstehen kaum unangenehme Verzögerungen, man kann also völlig normal telefonieren.

 

Wie hoch sind die Kosten?

Schnelles Netz und Streamen kostet meist mehr, weshalb es darauf ankommen wird, ob die Reedereien die Bandbreite drosseln werden. Und so verkaufen die Anbieter wieder Pakete für Surfen, Streamen und Social Media etc., und diese haben natürlich unterschiedliche Preise, die vom 14 Euro bis zu 34 Euro pro Tag liegen.

Zur Veranschaulichung das Beispiel Aida, das zur Zeit vier Pakete anbietet: Vom „Onboard Chat“ für 1 Euro am Tag, der die Kommunikation mit anderen Menschen an Bord über die Aida-App erlaubt, bis zur „Premium Internet Flat“ für 15 Euro täglich, mit der man priorisiert die volle Bandbreite und auch VPN-Clients nutzen kann. Bei Vorab-Buchungen gibt es allerdings Rabatte auf die Tarife. Und apropos Kosten: Nach wie vor gilt die Warnung vor Mobilfunk-Roaming, das eine Kostenfalle bleibt. Diese Kosten können anfallen, wenn das Roaming im Handy aktiviert ist und sich das Smartphone auf dem Schiff mit dem Bordnetz verbindet.

Wer dann z.B. schöne Fotos via Messenger verschickt oder telefoniert, bei dem ist es Zuhause mit der Entspannung beim Blick auf die Mobilfunkrechnung schlagartig vorbei:  In Extremfällen sind so mehrere Tausend Euro Gebühren angelaufen. Um so etwas zu verhindern, sollte man in dem Moment, wo das Schiff im Hafen ablegt, den Flugmodus auf dem Handy einschalten, so wird die mobile Datennutzung ausgeschaltet, aber das WLAN kann dennoch wieder separat zugeschaltet werden.

 

Satelliten als Zukunft des Surfens?

Die Starlink-Satelliten sind in einer vergleichsweise niedrigen Umlaufbahn, nämlich rund 550 Kilometer über der Erde unterwegs, während die sonst fürs Schiffsinternet genutzten Satelliten anderer Anbieter in mehr als 30 000 Kilometern Höhe auf einer sogenannten geostationären Umlaufbahn schweben. Mit seinem kommerziellen Angebot für Breitband-Internet von Satelliten in niedrigen Erdumlaufbahnen hat der Starlink-Dienst von Elon Musks Raumfahrtfirma SpaceX im Moment kaum Konkurrent. Aber Unternehmen wie Amazon (Projekt Kuiper), Boeing, OneWeb, SES Astra oder Telesat bauen mittlerweile eigene Infrastrukturen mit Hunderten oder sogar Tausenden Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen auf.


In der Zukunft wird es vermutlich also kaum mehr Schiffe ohne Starlink & Co. geben: Es ist für sie nämlich wesentlich günstiger und einfacher zu arbeiten. Zudem ist schneller Internetzugang mittlerweile eine Selbstverständlichkeit und damit buchungsentscheidend beispielsweise für einen Familienurlaub, bei dem Kinder im Teenie-Alter dabei sind. „Jeder ist vom Land gewöhnt, quasi permanent online zu sein - die meisten wollen auch auf See nicht mehr darauf verzichten»“, sagt Kreuzfahrt-Fachjournalist Neumeier. So könnte der zunehmende Einsatz von Starlink & Co auf See auch den Trend zu immer bezahlbarerem, schnellerem Internet an Bord beschleunigen. Oder man steuert komplett dagegen und man genießt seine Reise einmal ganz ohne die Ablenkungen des Internets – offline...